„Es geht nicht nur darum, mit Blaulicht durch die Straßen zu fahren“
Das DRK Altona und Mitte sucht ehrenamtliche Verstärkung und Spenden für seine Motorradstaffel
Wenn sich Ralf Bloß in seiner Freizeit aufs Motorrad schwingt, dann tut er das nicht, um den Fahrtwind zu spüren und ziellos über die Straßen zu knattern. Zumindest nicht, wenn er für das DRK unterwegs ist. Denn dann zieht er los, um zu helfen. Der 53-Jährige engagiert sich seit 19 Jahren ehrenamtlich in der Motorradstaffel des DRK Kreisverbandes Hamburg Altona und Mitte e.V. Die Staffel gibt es seit 1985 und besteht aus zwölf Bikern, die bei Großveranstaltungen wie dem Schlagermove zum Einsatz kommen. Insbesondere bei großen Sportveranstaltungen wie dem Hamburg Marathon, dem ITU World Triathlon und den Cyclassics können sie schnell helfen.
„Rettungsmotorräder haben gegenüber Rettungswagen einen eindeutigen taktischen Vorteil, weil sie wendiger sind und oft schneller zum Einsatzort gelangen“, erklärt Ralf Bloß, der vor 40 Jahren über das Jugendrotkreuz zum DRK kam und der Hilfsorganisation seitdem treu geblieben ist. „Motorräder gelangen auch an Orte, die für Rettungswagen nicht zugänglich sind, zum Beispiel die Landungsbrücken.“ Sobald die Staffelmitglieder von der Rettungsleitstelle alarmiert werden, düsen sie los und leisten als First Responder Erste Hilfe. „Innerhalb kürzester Zeit qualifizierte Helfer vor Ort zu haben, ist das Beste, was einem Patienten passieren kann“, merkt der gebürtige Franke an.
Vier BMW-Maschinen mit bis zu 110 PS stehen der Gruppe zur Verfügung, darunter eine kleinere BMW F650 GS für weniger erfahrene Staffelmitglieder. Die Einsitzer sind unter anderem bestückt mit einem AED-Gerät, Beatmungsmöglichkeiten sowie Material für internistische Notfälle und zur Trauma-Versorgung. Die sogenannten Behördenmaschinen sind darüber hinaus ausgestattet mit Sondersignalen, Funk-Equipment und Lademöglichkeiten.
Ralf Bloß weist darauf hin, dass eine 60-stündige Ausbildung zum Sanitäter und eigene Motorraderfahrung notwendig sind, um sich in die Staffel einbringen zu können. „Motorradfahren ist per se gefährlich“, betont der Wahl-Hamburger, der hauptberuflich als Banker arbeitet. „Es verleitet dazu, schnell zu fahren, weil man schneller beschleunigen kann und wendig ist.“ Besonders bei Sonderrechtsfahrten steige das Unfallrisiko erheblich, erklärt der DRK-Mann und ergänzt: „Deswegen kommt es vor allem darauf an, die schweren Maschinen zu beherrschen.“ Von Vorteil sei es also, dass man privat ein Modell fahre, das genauso groß ist wie das Einsatzfahrzeug. „Wer sich in der Staffel engagiert, muss außerdem die Ernsthaftigkeit erkennen, die mit unseren Aufgaben verbunden ist“, sagt der Biker, der beim DRK auch als Notfallsanitäter und Ausbilder von Ersthelfern und Sanitätern aktiv ist. „Es geht nicht nur darum, mit Blaulicht und Martinshorn durch die Straßen zu fahren.“
Um sich auf die Dienste vorzubereiten, macht sich das Team im Rahmen von Ausbildungsabenden zusammen mit Mitgliedern anderer ehrenamtlicher Gruppen in medizinischen Themen fit. Darüber hinaus kommt die Staffel regelmäßig zu Fahrsicherheitstrainings und Einsatzübungen zusammen. Ralf Bloß ist ein Übungsabend in besonderer Erinnerung geblieben: „Ausgerechnet als wir geübt haben langsam zu fahren, bin ich gestürzt“, berichtet der Rotkreuzler. „Damals hatten sich meine Knie-Protektoren in der Seitenverkleidung verhakt, sodass ich mich mit meinen Beinen nicht mehr abstützen konnte und in Zeitlupe gefallen bin“, erinnert sich Ralf Bloß lachend.
Die Motorradstaffel freut sich über neue Gesichter und Spenden, von denen Ausbildung und Ausstattung der Helfer finanziert werden. Weitere Infos gibt es unter Tel. (040) 890 811-0 oder www.drk-altona-mitte.de.