Senioren halten sich mit Videospielen fit
Gäste des Seniorentreffs „Haus Ottensen“ helfen bei der Entwicklung der MemoreBox
Eine falsche Bewegung mit dem Oberkörper und das virtuelle Motorrad hätte einen Lackschaden. Gisela Edew steht im Gemeinschaftsraum des DRK-Seniorentreffs „Haus Ottensen“ vor einem Fernsehbildschirm und lässt ihre Maschine über die Autobahn flitzen. Will sie überholen oder eine Kurve nehmen, wiegt sie sich in die jeweilige Richtung. Ein Sensor in der schwarzen Box unter dem Monitor erfasst ihre Bewegungen und überträgt sie auf das Motorrad.
„Man merkt, dass man körperlich etwas macht“, sagt die 75-Jährige, nachdem sie ihre Fahrt beendet hat. Das ist auch das Ziel der MemoreBox. Dabei handelt es sich um ein therapeutisches Videospiel des Hamburger Startups RetroBrain R&D, mit dessen Hilfe ältere Menschen Gedächtnis, Kognition und Motorik trainieren können. Zurzeit können sie mit dem Gerät nicht nur Motorrad fahren, sondern auch Tischtennis spielen, kegeln oder als Postbote auf dem Fahrrad Briefe zustellen.
Seit Anfang 2015 tüfteln die Entwickler an dem Projekt, das unter anderem durch die Stadt Hamburg mit der Innovationsförderung „InnoRampUp" unterstützt und mit dem Rudi-Assauer-Preis im Kampf gegen Demenz ausgezeichnet wurde. Noch im Frühjahr des gleichen Jahres wurde die erste spielbare Version fertig. Seitdem kommen alle paar Wochen Mitarbeiter von RetroBrain in das „Haus Ottensen“, um sich während des Entwicklungsprozesses bei ihrer Zielgruppe Feedback einzuholen. „Sie haben sich große Mühe gegeben, das Spiel weiterzubringen“, berichtet Laurin Rötzer, der als Arzt für die medizinische Seite zuständig ist und sich selbst in der Einrichtung regelmäßig ein Bild davon macht, wie die Senioren die MemoreBox annehmen. „Wenn ihnen etwas nicht gefallen hat, haben sie es knallhart gesagt.“ So hätten die Gäste des Seniorentreffs unter anderem dafür gesorgt, dass Ästhetik, Abläufe und Steuerung optimiert wurden.
Die Senioren schätzen auch den Spaßfaktor des Modellprojekts, das durch die Barmer GEK gemeinsam mit der Humboldt-Universität zu Berlin evaluiert und gefördert wird. „Das Spiel hat sich verbessert“, findet Gisela Edew, die sich nicht nur gern an der MemoreBox fit hält, sondern auch zum gemeinsamen Wii-Spielen oft ins „Haus Ottensen“ kommt. Auch Einrichtungsleiterin Christiane Ratjens freut sich über das zusätzliche Angebot. „Es gehört viel Konzentration dazu. Demnächst möchte ich auch unsere Parkinson-Gruppe mit einbeziehen“, kündigt die Rotkreuzlerin an.
Weitere Infos zu den Angeboten im „Haus Ottensen“ (Holstenring 6) gibt es unter Tel. (040) 39 53 46 oder www.drk-altona-mitte.de.